UFOs an der Algarve

Oder: "Photoshop, du Teufelszeug"

Irgendwann 2015 war ich an der Algarve. Natürlich hatte ich meine Kamera mit dabei. Und natürlich hab ich das eine oder andere Foto gemacht – ist ja auch ein sensationell schönes Platzerl Erde mit seinen gelben und rötlich braunen Kalk- und Sandsteinfelsen und kleineren oder größeren Buchten, die sich ans Meer schmiegen.

Und natürlich musste ich auch dem westlichsten Zipferl Europas einen Besuch abstatten. Sagres bzw. Vila do Bispo wurden mit dem Leihwagen angesteuert. 
Dort angekommen nimmt man schon mal einen extra-langen Blick auf das Meer und die unendlich scheinende Weite da. Meine Gedanken damals: „Am anderen Ende da drüben ist irgendwo Amerika“. 

Und irgendwann hab ich mich wieder mal umgedreht und eine spannende Wolkenformation gesehen. Und sie natürlich mit meiner Kamera festgehalten. 

Sensationell, Spieß. Was für eine Aufnahme! Ja, ich genier mich eh schon. Aber es ging mir nur um die Wolken. Die Menschen da waren mir wurscht, auch das komische Ding da rechts inmitten der kargen Flora.
„Kann man ja alles in Photoshop nachbearbeiten“, war damals meine Devise, was mir übrigens unzählige Stunden am PC bescherte … – „Super“ Einstellung, die ich irgendwann bitter bereut und auch ad acta gelegt hab.

Daheim angekommen ist mit dem Foto niemals auch nur irgendwas passiert. Ja, die Wolken waren schön, aber das Foto war Mist. Doch jetzt war der große Moment gekommen, und das Foto durfte endlich mal von der Festplatte runter und raus in die Öffentlichkeit. Mit ein bisschen Finetuning, wenn man das so nennen darf.

Machen wir mal ein halbwegs schönes Foto draus

Los geht’s. Photoshop angeworfen. Wohlgemerkt: Photoshop Beta. Und das nicht ohne Grund … 😉 

Aber zuerst mal die Menschen wegretuschieren:

Und im nächsten Schritt die Landschaft noch ein bisschen spannender machen. Ein Wegerl wär doch schön? Und den Horizont ein klein wenig begradigen, das lenkt doch nur ab. Auch, wenn’s dort so war – es lenkt ab!

Passt fürs Erste. Und: Das ist der Grund, warum ich mich für Photoshop Beta entschieden hab. 

Generative Filling - Generative Füllung

Die Menschen und das seltsame Gefährt oder was auch immer das im rechten Bereich des Bildes war, wegzuretuschieren, hätte ich noch irgendwie geschafft, wenn es auch mühsam gewesen wär. Aber die Gegend da war ein Mix aus kleinen Gewächsen und trockenem Boden. – Das hätte sich schon machen lassen. Es war nix wirklich Kompliziertes da zu sehen oder eben nachzubauen, das ich nicht mithilfe von Kopierstempel oder diversen Reparaturwerkzeugen „umpinseln“ hätt können. 

Aber so war’s einfach. Ich hab den Bereich markiert und einfach die von Photoshop vorgeschlagene „Generative Füllung“ aktiviert und ausführen lassen. Und – tadaaaa – Photoshop macht da was wirklich Brauchbares draus. 

Das Gute dran: Man erhält immer drei Vorschläge und kann den für sich passenden auswählen. Ist so gar nix dabei oder möchte man noch mehr Varianten erhalten, klickt man einfach nochmals auf „generieren“. Photoshop ist da recht tüchtig, und so findet sich eigentlich immer etwas, das für einen passt. 

Will man etwas Spezielles an der ausgewählten Stelle haben, dann gibt man den Text dazu ein. So hab ich es auch bei dem Weg gemacht: „small path“ reichte da. 

Aber da geht noch mehr. UFOs eventuell?

Hmmm.. ist ja schon ganz nett. Ein klein wenig zu dunkel vielleicht noch. Und irgendwas fehlt noch. Irgendwas, um dem Foto den letzten „Kick“ zu verpassen. 

Wenn Photoshop Beta schon mit KI daherkommt, dann probier ich da auch gern was aus. 

Übrigens: Generative Filling gibt’s derzeit nur in der Beta-Version. Macht aber nix, kann man sich – wenn man ein Abo hat – einfach downloaden. Mir sind auch noch keine wirklichen Bugs aufgefallen, und die Beta-Version läuft sehr stabil.

Also, wie wär’s denn, wenn da ein UFO rumgeschwirrt wär? Also, geb ich einfach mal „Flying saucers“ ein und klicke auf „generieren“.  Da kamen ein paar extra-unrealistische Ergebnisse raus. Hat irgendwie an schlechte Film-Effekte aus den 1960ern-Science Fiction-Movies erinnert. Und ja, man ist ja anspruchsvoll, es soll schon echt aussehen. 

Wobei da ja dann wieder die Frage ist, woher Photoshop echte UFO-Fotos als Referenz hernehmen sollte? Aber da bin ich kleinlich: Auf diversen Stockfoto-Plattformen finden sich mittlerweile zahlreiche KI-generierte Bilder, da wird doch was dabei sein? 

Wie auch immer, die hier fand ich noch am besten. Nur zur Info: Ich hab die so gelassen, wie Photoshop sie eingefügt hat, also nichts an Helligkeit, Lichteinfall oder Größe geändert. 

Aber gut, ich will hier ja keine Fake News verbreiten. – Autsch, ich seh schon, wie das Bild irgendwo rumgeistert: „2015 wurden in Wetseuropa UFOs gesehen. Fotobeweis inklusive.“

Machen wir’s unspektakulärer

Ok, keine UFOs. 

Ich hab dann noch versucht, eine rote Propellermaschine in das Bild zu bekommen. Hätt mir einfach gefallen – so als Farbklecks am Himmel. Aber das war nix. 

Also: Heißluftballons. Die gehen immer. Die lösen auch keine Falschmeldungen aus, die dann durch´s Internet geistern. 😉

Und damit bin ich dann bei meinem finalen Bild angelangt. – Bin ganz zufrieden. Und hat in etwa eine halbe Stunde gedauert, das so hingenerieren zu lassen. 

Spielerei oder Einladung zum Fälschen?

Wie jede Möglichkeit, die KI-Technologien uns heute bieten, muss man auch hier ein bisschen kritisch hinsehen. Ich sehe kein Problem darin, Bildinhalte zu generieren, die mit der eigentlichen Aussage nichts zu tun haben. Oder mal eben irgendwas wegzugenerieren, das für die Information, die das Bild liefert, absolut unwichtig ist. Fotodokumentationen oder Reportagen sollten wohl eher nicht mit generativer Füllung bearbeitet werden. 

Für mich persönlich ist es eine spannende Spielerei und macht Lust auf mehr. Ich hab allerdings nicht vor, jedes meiner Fotos herzunehmen, um irgendwelche kuriosen Phantasie-Inhalte hinzuzufügen. Da hält sich meine Sensationslust dann doch eher in Grenzen.

Es wird sich bei mir eher in Richtung Bildbearbeitung bewegen. Und die passiert bei mir sowieso bei so ziemlich jedem Foto. Unabhängig davon, ob ich mit dem Handy oder der Kamera fotografier: Ein bisschen was am Licht drehen, hier und da etwas hervorheben, vielleicht auch mal den Bildausschnitt anpassen. – Bearbeitungen, die früher auch in Dunkelkammern passiert sind, das ist kein Photoshop-Phänomen. Optimierungen eben. Aber keine massiven Eingriffe, die den Inhalt oder die Bildaussage verzerren oder gar komplett verändern würden.

Nichtsdestotrotz hab ich noch ein paar alte Fotos von meiner Festplatte runtergeklaubt, um damit ein bisschen rumzuspielen. Spaß macht’s ja dann doch. 

Trotzdem – wenn ich mir das finale Ergebnis jetzt anseh: Ja, sieht nett aus. Aber ich WEISS, dass es nicht so war. Und ehrlich: Dieses Wissen stört mich. Ich könnte niemals wirklich guten Gewissens ein solches Bild veröffentlichen und mich dann über Likes oder Lob freuen. Das passt für mich einfach nicht. Ausnahme: Ich zeig (so wie jetzt), wie das Ganze entstanden ist. Das hat aber eher mit Experimentierfreude und dem Staunen zu tun, in das mich derartige Möglichkeiten dann doch versetzen.

"Alle Fotografien sind korrekt. Keines von ihnen ist die Wahrheit."