Die Sache mit der ToDo-Liste

Screenshot To Do ©Claudia Spieß

Beleidigte Leberwurscht ToDo-Liste

Ich nutze eine ToDo-Liste für alle möglichen Erledigungen, die anstehen. Die Einträge fein säuberlich thematisch getrennt, einerseits Fotografie und Ablichterei, dann OfG (sprich: Grafikdesign-Ausbildung), Website und Blog, SVÖ Tulln (wo ich Schriftführerin bin) und privat. Es gibt auch noch das Thema „Ideenpool“, wo ich alles reinschmeiss, was so an Ideen in mir brodelt – damit ich es nur ja nicht vergess. 

Fürs Erste also soweit ganz in Ordnung. Wäre nicht ich die Nutzerin…

Wieso? Wo hapert´s da?

Diese ToDo-Liste kann ich von überall aufrufen, meist mach ich das am Handy. „Meist“…. Sie ist als Widget auf einer Seite fest integriert, ich seh sie also eh immer wieder. Fällt aber eher unter „Wisch und weg“. Ich mag auch keine Benachrichtigungstöne am Handy. Da klingelt’s ja dauernd, man bekommt ja für jede noch so kleine Aktivität (oder Erinnerung an ToDos! – geht gar nicht!!) ein „dingding“ zu hören. Klar kann man das in den Apps selbst abschalten. Aber das hab ich abgekürzt und mein Handy auf lautlos gestellt, Erinnerungen trag ich mir sowieso so gut wie nie ein. Das macht doch nur Stress.

Da ich ja grundsätzlich gewillt bin, meine ToDos zeitgerecht und nach einer gewissen Priorität zu erledigen, sind einige Einträge mit einem Fälligkeitsdatum versehen oder als „Wichtig“ markiert. Diese „wichtigen“ ToDos werden auch immer auf den ersten Blick angezeigt, sie sind sozusagen auf der Startseite meiner ToDo-Liste. Mit der Zeit lernt man aber ganz gut, auch das zu ignorieren. 

Ich bin mir sicher, meine ToDo-Liste würde, wenn sie könnte, mir mittlerweile den Vogel zeigen. So viel Ignoranz führt auf Dauer sicher zu Frustration. Ich würd’s verstehen, wär sie mittlerweile so richtig sauer – eben eine beleidigte Leberwurscht.

Gestern hab ich der Liste mal wieder meine Aufmerksamkeit geschenkt. Das tu ich ab und zu, um zu prüfen, ob ich nicht eventuell etwas löschen kann, was bereits erledigt ist. Manchmal trag ich sogar Dinge ein, die ich grad eben erledigt hab, die aber gar nicht in der Liste gespeichert waren.  – Nur, um etwas als erledigt abhaken zu können.

Und gestern seh ich das ToDo „USt-Voranmeldung“ – 

Status: Wichtig.
Fälligkeitsdatum: 15. August. 

Na super, fast übersehen.
Also, setz ich mich an den PC und schau nach den Belegen.

Buchhaltung - yaaaay!

So… mal alles z’sammsuchen, was ich brauch… Ich geh also die diversen Ordner auf meinem PC durch… – Da stolper ich über ein Foto von Bogey…!! Er war damals grad mal 6,5 Monate jung und das erste Mal mit mir in einem Fotostudio, damit ich ein paar Fotos von ihm machen kann. Gut hat er sich gemacht. An dem Tag hat er auch gelernt, Leckerlis zu fangen.

Wahnsinn, wie die Zeit vergeht… Schon wieder über drei Jahre her! Und er hat damals schon so groß ausgesehen, dabei war er im Gegensatz zu heut noch so ein richtiger Mini-Bogey.

Deutscher Schäferhund Bogey ©ABLICHTEREI e.U. - Claudia Spieß

Ich seh mir noch weitere Fotos an, natürlich muss ich bei jedem Foto ein bisschen seufzen oder schmunzeln. Und weil ich so begeistert bin von den Fotos beziehungsweise von meinem Immer-an-meiner-Seite-Buben, muss ich zu ihm gehen und schnell mal mit ihm kuscheln. 10 Minuten sind da schon drin. Er ist grad ein bisserl verschlafen, da ist er besonders kuschelig. Also, kurz mal kraulen… Ich mag das, ein bissl in sein Fell reinkraulen, es ist soooo weich für das Fell eines Schäfis. Und sein Kopf riecht schon wieder ein bisserl nach Popcorn, was sich zu der dezenten Geruchsmischung aus Staub und Gras an seinen Pfoterln mischt.

Öha, ein bisserl verzettelt. Da war doch was mit Rechnungen. Aber irgendwie bin ich in diesem Foto-Ordner gelandet….Tja, ablenken lassen kann ich mich. Und was die Prokrastination angeht, so hab ich hier wohl fast den Master-Level erreicht.

Prokrastination: Like a Boss!

Vor ein paar Jahren hab ich mal einen Freund angejammert, dass es mich so richtig nervt, dass ich immer alles auf den letzten Drücker erledig. Große Pläne wurden geschmiedet: „Ich leg mir jetzt eine ToDo-Liste mit Fälligkeitsdatum und Erinnerungen an, damit das ned jedes Mal wieder so rennt!“
Er hat nur geschmunzelt und gemeint „Ich bin genauso. Und ich glaub, wir können einfach nicht anders. Erst unter Druck sind wir zu Höchstleistungen fähig und liefern dann ab. Ich mach mir da keinen Kopf mehr, es ist halt so. Und es ist gut so.“ – Super, wenn man so eine beruhigend klingende Ausrede geliefert bekommt. Zwar nicht wirklich hilfreich, was das eigentliche Thema angeht, aber es beruhigt ein bissi.

„Ja, wir sind halt so“. – Wir prokrastinieren, was das Zeug hält. Und wir sind nicht allein. Wir sind viele, wie ich in den letzten Jahren rausgefunden hab.  

Wie auch immer. Fotos von Bogey ausgegraben, mit Bogey gekuschelt, diesen Blog-Beitrag geschrieben. Jetzt geht’s an die Umsatzsteuer-Voranmeldung.
Moment… die Wäsche ist fertig. Erst noch aufhängen… 

P.S. Happy End!

Die beleidigte Leberwurscht ist wieder ein klein wenig zufrieden und happy. Das unliebsame ToDo konnte abgehakt werden.
Ja, kleine ToDo-List, ich gelobe Besserung…. (und entschuldige mich gleich mal dafür, dass es vermutlich nicht so sein wird…. )

ToDo erledigt ©Claudia Spieß

"Warum direkt anfangen, wenn man auch noch eine Stunde im Internet surfen kann?"