Wildtierfotografie

Tierfotografie: Rehbock am Wiener Zentralfriedhof ©Claudia Spieß

Draußen in der Natur

Ich bin ja gern in der Natur unterwegs. Das ergibt sich schon allein daher, dass ich mit meinem Wuffzi „Bogey“ ja immer mal draußen bin, und mir Gassirunden im städtischen Gebiet – sprich: Rund um den Wohnblock – einfach nicht reichen.

Jeder dieser Spaziergänge bringt eigene Erlebnisse mit sich. Und wenn man Augen und Ohren offen hält, begegnet man auch dem einen oder anderen Tier. Man kann einfach dran vorbeigehen, man kann sich aber auch ein bisserl dafür interessieren.

Auf Entdeckungstour

Mit der Zeit lernt man das „Hinsehen“, man geht einfach ein bissi anders durch die Natur und achtet auf Geräusche oder Spuren. Mich hat dann oft interessiert, welcher Vogel hinter einem bestimmten Ruf steckt, oder welche Spur oder auch mal Losung zu welchem Tier gehört. (Danke, Google, für deine tatkräftige Unterstützung beim Beantworten meiner diversen Fragen.)
Bogey ist da natürlich auch sehr hilfreich mit seiner Supernase und seiner Aufmerksamkeit.

Auf diversen Wegen, auf denen wir öfter mal oder sogar sehr regelmäßig unterwegs sind, machen wir nach und nach Bekanntschaft mit den unterschiedlichen Tieren. Da sind beispielsweise die Krähen auf der Donauinsel, die ihre fixen Bereiche und Plätze haben, und die man täglich dort trifft. 

Oder da ist dieser Rehbock, den wir die letzten Monate über immer wieder am selben Platzerl gesehen haben. In letzter Zeit lässt er sich allerdings nicht mehr blicken. Aber wer weiß – vielleicht hat er ja seine große Liebe gefunden, und zieht jetzt mit ihr um die Häuser… oder eher über Felder und Wiesen.

Handyfotos

Natürlich hab ich immer wieder das Handy aus der Hosentasche geholt, um Fotos zu machen. Manchmal reicht das, die Dinger liefern ja mittlerweile ganz ordentliche Ergebnisse. Blöd wird’s dann aber bei nicht so optimalen Lichtverhältnissen, ganz kleinen und flinken Tieren, oder auch, wenn sie eher weit weg sind. Zoomen am Handy ist nach wie vor die Hölle und bringt eigentlich gar nix. 

Äääh... hab ich nicht eine Kamera? *hüstel*

Es hat überraschenderweise extrem lang gedauert, bis ich mal auf die Idee gekommen bin, dass ich ja meine Kamera mitnehmen könnte, um vernünftige Fotos von unseren Gassi-Kumpels zu machen. Wirklich, ich versteh bis heute nicht, warum nicht schon früher der Groschen gefallen ist. Aber ja, gut Ding braucht Weile …

Also, hab ich sie mal eingepackt und war – ehrlich – ganz aufgeregt … 

Erster „Testkandidat“ war der Rehbock. Er hat sich nahezu angeboten, weil er jeden Abend an derselben Stelle zu treffen war. Außerdem war er selbst sehr neugierig und ist nicht gleich davon gehuscht, sondern ruhig stehen geblieben, um zu sehen, was „die da mit dem schwarzen Ding vorm Gesicht“ macht. 

Woha, das is aber schon sehr genial!

Tiere kann man nicht steuern, sie nicht beeinflussen, und ihnen auch nicht sagen, was sie zu tun haben. Bei Haustieren geht das – bei manchen mehr, bei manchen weniger, aber man kann ein bissi Einfluss nehmen. Aber bei wildlebenden Tieren… die kümmert’s einen Dreck, was du dir grad für ein Foto von ihnen wünscht. Sie tauchen auf, wann sie wollen und sie hauen genau so schnell wieder ab, bevor du noch ein wirklich gutes Foto von ihnen machen konntest. 

Aber genau das macht’s aus. Denn WENN du dann einmal ein Foto hast, wo du ganz aufgeregt bist, wenn du es dir am Kameradisplay ansiehst und mit einem Riiiiiesen-Grinsen wieder nach Haus fährst, dann ist das einfach nur genial!

Meine Kamera hab ich jetzt immer öfter dabei. Und was soll ich sagen… ich hab Feuer gefangen. Relativ schnell hab ich bemerkt, dass die Objektive, die ich bereits hatte, nicht ausreichen. Also, hab ich mir für den Anfang mal eine 300mm-Linse zugelegt, die glücklicherweise grad im Angebot war. Kurz drauf folgte noch ein Telekonverter, damit ich zumindest mal auf 420mm komm. Und damit geht schon mal etwas mehr.

Nach dem Rehbock mussten dann auch unsere Krähenkumpels posieren, eine Schwanfamilie hat sich ebenfalls als Model-Truppe sehr gut gemacht. 

Ich will mehr!

Und ich merk schon, da entsteht eine große Leidenschaft. Es ist schon was ganz Besonderes, wenn man mal genauer hinschaut. Tiere, die man regelmäßig trifft, lassen einen an ihrem Leben teilhaben. So durft ich mitbekommen, wie „Krähi“, eine Nebelkrähe, in den ersten Monaten dieses Jahres ein verletztes Fusserl hatte, das aber nach und nach immer besser wurde. Heute stakst sie schon wieder ganz normal und ohne zu humpeln durch die Wiese. 

Unsere „Trainingskrähen“, die als Ablenkung für Bogey fungierten und somit super für ein Training seiner Impulskontrolle sind, haben heuer Nachwuchs bekommen – fünf Junior-Trainingskrähen. Und die Kleinen sind genauso frech wie ihre Eltern. Perfekt, Training wird fortgesetzt. 

Im Sommer hab ich dann auch bei einem Foto-Workshop am Wiener Zentralfriedhof mitgemacht, wo ja bekanntlich auch alles Mögliche an Tierleins zu treffen ist. Und tatsächlich! Von groß bis klein (so viele Hamster!!), auf vier Beinen oder mit Flügeln, ist da alles zu sehen.

Die Sache mit der Geduld: Warum Tiere großartige Lehrmeister sind

Wer mich ein bisserl kennt, weiß, dass ich mich selbst gern als „die ungeduldigste Person der Welt“ bezeichne. Aber ich hab auch festgestellt, dass es Situationen gibt, in denen ich geduldig sein kann:

Entweder, wenn ich meinen Bogey an meiner Seite hab und mit ihm irgendwo draußen in Ruhe spazieren geh. Oder aber, wenn ich meine Kamera in der Hand hab und durch den Sucher meine Motive ins rechte Licht rücken möcht. – An manchen Tagen kombinier ich beides, und die Zeit bleibt einfach stehen. Keine Hektik, kein Stress, kein „Ich muss erst das, und dann das, und dann noch das…“ – einfach draußen sein und genießen. 🙂

„Lerne von der Geschwindigkeit der Natur: Ihr Geheimnis ist Geduld.“