- 06/11/2021
Welpen vor der Kamera

Welpen, Hundekinder, Puppys, Mini-Fellknäuel
Wenn sie doch nur ewig so klein und tapsig bleiben würden wie sie als Welpen sind… Kleine Fellknäuel, immer mit lustigen Ideen im Kopf. Und dann noch dieser typische Welpenblick. Mehr muss ich wohl eh nimmer sagen, hm?
Dass ich am allerliebsten Hunde vor meiner Kamera hab, hat sich wohl schon rumgesprochen: Warum ich Hunde fotografier?
Dass da auch immer wieder mal Welpen auftauchen, ist klar.
Der Erste war mein Bogey
Kurze Vorstellung hier: My Life With Bogey
Damals hab ich meine Kamera einfach mal bei einer Gassirunde mitgenommen. Die Verhältnisse waren alles andere als optimal. Es war düster, ordentlich windig und gab viel zu wenig Licht. Ein eher unfreundlicher Frühlingstag und lichtmäßig alles andere als gut für schöne Fotos.
Die Location selbst war auch nicht sonderlich schön – wir waren einfach auf irgendeinem Feld, wo wir auch heute noch gern unterwegs sind.
Damals ging’s mir einfach darum, ein paar Fotos von meinem kleinen Wusel zu machen. Und ja, Wusel trifft’s in dem Fall. „Jippiiiie!! Das Feld gehört mir!!“ hat er da vermutlich gedacht und ist rumgerannt wie irre.
Für die Spieß eine neue Erfahrung: Kein Mensch vor der Kamera, der (meist) tut, was man ihm sagt, sondern ein kleiner Pfitschipfeil, der rumtobt, wie’s ihm grad einfällt und sich nicht im Geringsten drum schert, was ich vorhab.
Alles ist so neu!
Jedes „Hundekind“ ist anders. So wie auch jeder Hund nicht wie alle anderen ist. Manche sind schüchtern, vielleicht sogar ein bisschen ängstlich. Sie sind ja noch so winzig, und da sind so viele neue Dinge, Gerüche und Geräusche. Andere sind neugierig, stürmisch und frech. Permanent gibt’s was zu entdecken, etwas kennenzulernen und sooooo viel zu lernen.
Und dann kommt da vielleicht noch eine Fremde, die ein bisserl hundelt, aber interessanterweise auch immer nach Leckerlis riecht, und hält einem so ein Riesending vor die feuchte Nase. Das kann schon mal ein bisserl unheimlich sein. „Aber sie riecht nach Leckerlis…. gar so übel kann sie nicht sein!“
Wie ticken Hunde vor der Kamera?
Das Tolle an der Hundefotografie ist ja, dass unsere Wuffs sich nicht verstellen. Menschen haben oft ein bissl Bammel und werden unsicher oder verkrampft, wenn eine Kamera auf sie gerichtet ist. „Ich bin überhaupt nicht fotogen“, ist wohl ein Satz, den jeder Fotograf, der in der People-Fotografie tätig ist, schon zig-mal gehört hat. (Hunde sagen das übrigens nicht. 😉 )
Es ist Aufgabe des Fotografen, den Menschen diese Unsicherheit zu nehmen. Sich auf sie einzustellen, sie durch das Shooting zu führen, zu bemerken, wann eine Pause nötig ist, und ihnen mit ein paar Fotos, die bereits im Kasten sind, beweisen, dass sie alles andere als unfotogen sind. Die Unsicherheit wird langsam weichen, und das ist gut so. Denn die Menschen müssen sich in ihrer Haut und vor der Kamera wohlfühlen, damit gute, authentische Fotos entstehen können. Niemand möchte für Fotos bezahlen, auf denen er oder sie verkrampft, mit Schweißperlen auf der Stirn ein zähneknirschendes Lächeln zeigt.
Da geht’s jetzt aber nur um Menschen…?
Nein. Denn bei Hunden ist’s nicht viel anders, aber auf eine andere Art und Weise. Zuerst dürfen sie mich kennenlernen und feststellen, dass „die mit dem großen Ding in der Hand“ wirklich nicht so übel ist. Sie dürfen auch meine Kamera und meine Objektive untersuchen und analysieren (heißt: beschnüffeln, anpfoterln, kosten … – Markiert hat’s noch keiner – gut so 😉 )
Dafür braucht’s mal mehr und mal weniger Zeit – eben je nach Hund. Und wenn sie dann wissen, dass das alles wieder nur eins der neuen Dinge ist, die sie kennenlernen durften und unter „Ok, kenn ich jetzt“ abgeheftet haben, bin ich bereit.
Überblick behalten und schnell sein
Für mich heißt’s bei einer Fotosession mit Hunden, dass ich mir erst mal einen Überblick verschaff.
- Wie sieht die Umgebung aus?
- Was hab ich für einen Hintergrund, und wie wirkt er?
- Woher kommt das Licht?
- Wo sollte der Hund in etwa sein, damit ein schönes Foto entsteht?
Mit diesen Infos im Hinterkopf lass ich mich dann auf mein Fell-Model ein. Und damit die Wuffs – ob klein oder groß, alt oder jung – an die „perfekten“ Fotostellen kommen, sind Frauerl und Herrl gefragt. Sie sind dann sozusagen meine Assistenten. Mein Part ist das Beobachten. Und wenn dann alles zusammenpasst, wird abgedrückt.
Welpen können meist noch keine Befehle ausführen, die Streber unter ihnen kennen möglicherweise „Sitz“, und auch das ist nach wenigen Sekunden meist uninteressant. Welpen wollen ihre Welt erkunden: „Oh, da fliegt was!“ / „Was war das für ein Geräusch, hast du das gehört? Ich geh mal schauen…“ / „Da hinten riecht’s gut, soll ich mir das ansehen? Ja, ich seh mir das mal an…“ – und weg sind sie.
Als Hundefotografin muss ich oft schnell sein. Bei Welpen nochmal mehr. Denn Hunde „funktionieren“ nicht einfach, Welpen nochmal weniger.
Erwachsenere Hunde oder eben Hunde, die nicht mehr permanent die Welt entdecken wollen, kann man ein wenig steuern. Man kann sie an diversen Stellen absetzen, ablegen oder hinstellen. Da hat man schon mal ein bisschen mehr Zeit, kann vielleicht selbst noch seinen Standort und damit die Perspektive verändern.
Bei Welpen muss man davon ausgehen, dass man diese Zeit nicht hat:
Kaum stehen sie für einen Moment still und man will gerade abdrücken, sind sie auch schon wieder weg.
Kaum wuseln sie rum und flippen vielleicht mal ein paar Sekunden aus – „Es ist alles soooooooooo lustig tihihii“ – und man stellt sich auf witzige „Wusel-Fotos“ ein, schon liegen sie irgendwo rum und brauchen dringend ein Nickerchen.
Kaum sehen sie super-lieb Richtung Kamera, drehen sie sich um und zeigen einem den Welpen-Popo. (Wobei so eine Rückansicht auch mal recht lieb sein kann!)
Kurz: Da muss ich schon mal schnell sein. Hinlegen (wegen der Perspektive auf Augenhöhe warat’s), aufstehen, paar Meter gehen / laufen, hinlegen, aufstehen, paar Meter wechseln, hinhocken, wieder auf, … – Workout erledigt 😉
Fotozeit = Gute Zeit
Ganz egal, denn die oberste Regel ist hier für mich: Alles ist gut, solang es Spaß macht und solang die Hunde sich wohlfühlen.
Ist das nicht der Fall, wird man zwar kein verkrampftes Lächeln sehen wie bei Menschen, aber auch Hunde können sehr gut mit ihrer Mimik und ihrer Körperhaltung ausdrücken, ob sie sich wohlfühlen oder nicht. Das zu erkennen, ist in der Menschen- und Hundefotografie gleich und eins meiner wichtigsten Instrumente als Fotografin.
Sicherlich geh ich zu jedem Fototermin mit ein paar Ideen im Hinterkopf, eventuell haben Frauerl oder Herrl auch welche. Natürlich werden wir die auch umsetzen. Besser: Wir versuchen es. Denn wenn Herr oder Frau Wuff meint, dass das gar nicht toll ist und die Nase rümpft, die Ohren zurücklegt oder nervös hechelt, lassen wir’s gut sein. Dann war’s eventuell eine gute Idee von uns, aber Herr oder Fräulein Wuff fand sie einfach nur blöd.
Bei Hunden ist mir wichtig, dass sie einfach eine gute Zeit haben. Sie sollen Spaß haben, sie sollen belohnt werden, wenn sie ihre Sache gut machen (und das tun sie. Immer. Immerimmer!), sie dürfen „die mit dem schwarzen Ding in der Hand“ gern auch als Spielekumpel sehen. Es wär nicht das erste Mal, dass ein Hund mit vollem Tempo über mich drüber läuft. Alles egal: Ich halt das aus, meine Kamera hält das aus, und der Wuff hat in der Zeit einfach eine Hetz mit mir.
Natürlich gibt es die perfekten Poser unter den Hunden. Natürlich gibt es Hunde, die sich überall hinsetzen, hinlegen oder hinstellen – genau so, wie man das für „das perfekte Foto“ haben möchte. Natürlich gibt es aber auch die Hunde, die einfach andere Ideen haben, was bei Welpen von der Wahrscheinlichkeit her nochmal häufiger ist.
Ein Hund ist ein Hund ist ein Hund ...
Wie auch immer der Hund tickt, der da vor meiner Kamera rumwuselt: Er tut es, weil er so ist, wie er ist.
Und genau DAS ist es, was ich auf meinen Fotos zeigen möcht. Schließlich wollen Herrl und Frauerl ihre kleinen Lieblinge ja auch wiedererkennen. Nicht nur am Aussehen, sondern auch an ihrem einzigartigen Wesen. Und gerade im Welpenalter zeigen unsere Fellfreunde schon ganz eigene Charakterzüge, charmante Verhaltensweisen, und liefern einzigartige Momente, die wir nur ja nie vergessen wollen.
Und glaubt mir: Es entstehen IMMER perfekte Fotos. Eben, weil die Models einfach perfekt sind – genauso wie sie sind.
"Natürlich kann man ohne Hund leben, es lohnt sich nur nicht"
Heinz Rühmann