Spieß goes Grafikdesign

Bleistiftskizzen ©Claudia Spieß

Alte Liebe neu entdeckt

Ich weiß ja nicht, ob ihr das kennt. Ich jedenfalls kenn das sehr gut, wenn Dinge, Themen oder Interessen auf einmal wieder auftauchen, die vor ewigen Zeiten schon mal sehr präsent waren. 

So ging’s mir kürzlich mit dem Zeichnen. Plötzlich hat’s mich wieder in den Fingern gejuckt, den Bleistift in die Hand zu nehmen. Es war nicht aus dem Grund, dass ich eine spezielle Idee hatte, die ich zu Papier bringen wollte. Nein, der einzige Grund war diese eine bestimmte Frage, die mich beschäftigte: 

„Kann ich’s noch?“

Kindheits- und Jugendliebe Zeichnen

Lang, lang ist’s her, da hat die kleine Claudia immer irgendwas gekritzelt. Ja klar, die Kasterln vom karierten Schulheft hat wohl jeder irgendwie „verschönert“. Aber bei mir waren’s dann doch Zeichnungen von allem möglichen, das mir begegnet ist. 

Als Jugendliche waren’s dann oft Portraits von bekannten Personen. Ich erinner mich an ein winziges Bild von Bob Marley, natürlich durfte James Dean nicht fehlen. Aber immer wieder waren’s Hans Moser und auch Heinz Rühmann. Ich mochte die einfach. Ich mag auch heute noch Moser-Filme (obwohl der Ton meist schrecklich ist). 

Das hier ist auf irgendeinem gar nicht besonderen Blatt Papier (man könnt fast „Kasblattl“ dazu sagen) gezeichnet und steht noch heut bei mir in einem Billigsdorfer-Rahmen im Wohnzimmer. Die Jahreszahl bei der Signatur kann man fast nicht mehr erkennen, aber ich glaub, es ist „94“ – also, 27 Jahre her. Mit 19 Jahren hab ich also ein Faible für alte Männer gehabt – interessant. 😉

Zeichnen als Beruf?

Damals war auch das Thema Beruf ein großes. Zu meiner Schulkarriere und meinen „fixen Berufsplänen“ damals möcht ich eher nicht viel sagen. Aber es waren dann doch eher kreative Berufe, die mich zumindest ein bisserl interessiert hätten (ja, der Konjunktiv ist hier absolut beabsichtigt und berechtigt!) 

Ich kann mich noch erinnern, dass ich mit 15-mal gesagt hab: „Die ganzen Werbeplakate kannst dir ja nicht anschauen. Das geht besser. Ich kann das besser.“ – Tjaja… 

Nein, es kommt NICHT auf die Größe an!

Damals wurde die Werbeakademie der WIFI gegründet. Im ersten Jahr sollte es eine Klasse mit 36 Studenten geben. Man konnte zu einem Aufnahmetest kommen. Wenn ich mich recht erinner, waren da rund 600 Interessierte. Die 60 besten sollten dann zu einem persönlichen Gespräch mit dem Leiter der Werbeakademie eingeladen werden. Und siehe da – es flatterte tatsächlich ein Brieferl mit einer Einladung zu eben diesem Gespräch ins Haus. Man sollte Zeichnungen mitbringen, die man selbst gemacht hatte. 
Ich sammelte alles Mögliche, das nicht unbedingt auf „Kasblattln“ zu finden war, zusammen, stopfte es in meine Zeichenmappe, die ich auch in der Schule verwendet hatte.

Dort waren sie dann, die Werbeleute, die Kreativen von morgen. Einige schienen ein wenig abgehoben – so wie man sich die typischen Werbeleute vorstellt. Sehr kühl nach außen, in schwarz oder grau gekleidet. Mit Riiiiiiiiiesenmappen, in meiner Erinnerung waren die in etwa vom Format A0 (mindestens!!). Und ich stand da, mit meinem A3-Mapperl aus Recycling-Karton, auf das ich irgendwann einen Stadtplan von Amsterdam geklebt hatte. Wer mich heute kennt, weiß, dass mir das jetzt komplett wurscht wär. Damals aber…. „Die haben alle so große, schöne Mappen…“ – Dass sich der Leiter der Werbeakademie dann über 1 Stunde verspäten sollte, war für mich ein Wink des Schicksals – „Dann soll es halt nicht sein“, und schon war ich mit einer Freundin auf dem Weg in die Innenstadt in ein Lokal.

Heute weiß ich, dass es nicht auf die Größe ankommt… Damals aber ließ ich eine Chance verstreichen. 

Wieder zusammengefunden - Happy End in Aussicht?

Aber es ist, wie’s ist – Dinge, die zusammengehören, finden sich. Manchmal dauert’s halt ein wengerl, bei mir rund 25 Jahre. Also, nehmen wir’s als Jubiläum und feiern wir, dass ich dann doch meist irgendwann draufkomm, wo meine Interessen liegen, wo meine Talente schlummern.
Mit der Fotografie war’s nicht viel anders – aber dazu ein andermal.

Nachdem ich in den letzten Monaten selbst ein bisschen „rumgewurschtelt“ hab auf diesem Gebiet, hab ich mich Ende April kurzerhand dazu entschlossen, eine Ausbildung zu starten. Am 1. Mai ging’s los. Grafikdesign im Fernstudium. Ich brauch einfach diese Flexibilität.

Das Ganze läuft bei der OfG (Online-Schule für Gestaltung), ist in 12 Module aufgeteilt, wovon jedes ein Monat dauert. Jedes Modul schließt man mit einer Monatsaufgabe ab.

Die vier Elemente

Im 1. Modul lautete das Thema „Formensprache“. Kurz: Themen nur durch Formen darstellen. – In diesem Fall die vier Elemente Feuer, Erde, Luft und Wasser

Nach einigen Skizzen, Kritzeleien und Notizen dazu hab ich tatsächlich vier Formen erschaffen (an dieser Stelle bitte Engelsgesang vorstellen).Oft kann man neben einer Skizze von mir auch „Oiiidaaaa!!!“ lesen – manchmal muss man seine Gedanken einfach festhalten – SEHR WICHTIG! In diesem Fall, damit ich nur ja nie auf die Idee komm, diese Oida-kommentierten Skizzen vielleicht doch unter „na, das geht eigentlich eh“ einzuordnen.

Auf jeden Fall waren’s einige Skizzen, einige Ideen und Herangehensweisen, bis ich schließlich meine finale Version abgegeben hab. – Für den Start find ich’s gut, und ich freu mich heut noch narrisch, dass es mir gelungen ist, das so hinzukriegen, dass alle Elemente aus nur einer einzigen Linie bestehen. Wenn die Motivation stimmt, dann gelingen mir solche Ideen. Und derzeit bin ich hoch motiviert. 

Was letztendlich dann das „Große Ganze“ wird, werden wir ja sehen. Ich halte euch auf dem Laufenden.

"Design is everything. Everything!"